Du sitzt in einem netten Restaurant und seit zehn Minuten flattert dein Blick immer wieder zwischen den Spaghetti Aglio Olio und dem Risotto mit frischem Spargel hin und her. Über den Rand deiner Karte hinweg siehst du, dass sich alle anderen am Tisch bereits entschieden haben und sich mit zufriedenen Gesichtern in ihren Stühlen zurücklehnen. Der Kellner dreht seine Runden um den Tisch immer enger und wartet ungeduldig darauf, endlich die Bestellungen aufzunehmen. Seine linke Hand greift sogar bereits zum Block, während die rechte Hand nervös den Kugelschreiber zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her dreht.
Dann kommt auch noch die Frage deines Gegenübers, ob du denn auch eine Vorspeise nehmen würdest. Du merkst, wie dir langsam Schweissperlen auf die Stirn treten und dein Auge nervös zu zucken beginnt. Erneut schlägst du Seite Eins auf und diesmal bleibt dein Blick bei den Vorspeisen hängen. Es gibt kein Entrinnen, flüstert eine Stimme in deinem Kopf: Du wirst dich entscheiden müssen.
Nun, vielleicht läuft es bei dir selbst nicht immer gar so dramatisch ab. Doch wenn wir uns oft schon bei kleinen Entscheidungen so schwertun, wie ist es dann erst bei jenen, die wirklich wichtige Auswirkungen auf unser Leben haben? Soll ich meinen Job wechseln oder bleiben? Soll ich umziehen oder meine Wohnung behalten? Wollen wir Kinder oder doch lieber nicht?
Wie das Wort schon so schön sagt: Ent-Scheidung. Wir sind bei einer Entscheidung auch immer gegen eine Option, lassen los oder verzichten auf etwas. Eine Entscheidung hat immer zwei Seiten: Eine neue und eine nicht wahrgenommene Möglichkeit. Ob unsere Entscheidung tatsächlich richtig war, sehen wir oft erst viel später, wen diese ihre Auswirkungen zeigt. Es kann sein, dass wir dann vielleicht doch einen anderen Weg genommen hätten. Die Angst vor Reue, ist somit wohl die grösste Furcht bei einer Entscheidung.
Doch kann denn überhaupt eine falsche Entscheidung getroffen werden? Im Moment der Entscheidung triffst du jene Wahl, die für dich stimmig ist. Das heisst, du weisst es in diesem Augenblick nicht besser, sondern traust auf Fakten und/oder auf dein Gefühl. Somit kann eigentlich keine Entscheidung in deren Ursprung falsch sein, egal wie der Ausgang sein wird.
Auch ein sich-nicht-entscheiden ist eine bewusste Entscheidung. Denn auch wer sich nicht entscheidet, hat sich bewusst dazu entschieden, keine Entscheidung zu treffen. Oft belastet dieser Zustand mehr, als wenn man tatsächlich eine Wahl getroffen hat. Der Zustand des nicht-entschieden-seins birgt eine gewisse Unruhe und auch Unzufriedenheit in sich.
Ich war früher eine sehr unentschlossene Person und habe Entscheidungs-Freude erst nach und nach gelernt: Gerade in meinem täglichen Arbeitsleben treffe ich auf sehr viele Momente, die eine zuversichtliche und oft auch rasche Entscheidung benötigen. Der Muskel des Entscheidens ist somit trainierbar: Nun bin auch ich im Restaurant voller Enthusiasmus beim Aussuchen meines Menus. 😊
Also, ob du nun deinem Goldfisch einen Namen aussuchst, deine nächste Reise planst oder dich für ein Haus entscheidest: Entscheide im Vertrauen in dich selbst und sei gewiss, jede Entscheidung hält einen positiven Lerneffekt für dich bereit.
Deine Christine, die sich entschieden hat, dieses Mal über Entscheidungen zu schreiben.
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