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Kolumne Nr. 26 - Nur die Ruhe!

Wo ist mein Schlüssel geblieben?! Gerade hatte ich ihn doch noch in der Hand. Also Rückwärts: Wo bin ich alles gewesen. Mit konzentriertem Blick schweife ich durch die Wohnung. Kein Schlüssel ist zu sehen. Nervös schaue ich auf meine Uhr, die plötzlich ganz schwer an meinem Handgelenk liegt. Ok, einfach einmal ganz fest durchatmen. Der Schlüssel muss irgendwo sein. Währenddem ich angestrengt durch die Wohnung tigere, kommt mir in den Sinn, dass ja noch die Wäsche darauf wartet, aufgehängt zu werden. Rasch stürze ich die Treppe in die Waschküche hinunter und grüble beim Aufhängen darüber nach, wo dieser verflixte Autoschlüssel sich verstecken könnte. Die Wäsche hängt – liebevoll ist anders – an der Wäscheleine und wiegt im Takt meiner Gedanken. Etwas hast du doch noch vergessen, oder? scheint sie mir zuzuflüstern! Ja klar, die Unterlagen für den Workshop, den ich am Abend gebe, liegen noch auf meinem Pult! Hurtig steige ich die Treppen in den oberen Stock und packe das Dossier ein. Puh, wenn ich das vergessen hätte!

Runter wieder in der Küche schaut mich eine verwunderte Katze an: Was machst denn du noch hier?  fragen mich ihre grossen Kulleraugen. Ja ich weiss, ich sollte schon längst weg sein! Die Uhr an meinem Handgelenk scheint plötzlich laut zu ticken, als wäre sie eine Standuhr in einem ehrwürdigen Herrenzimmer. Immer noch kein Schlüssel da. Dieser sitzt bestimmt in einer Ecke und lacht mich aus. Nun gut, ich nehme meine Strategie wieder auf und suche den Schlüssel systematisch. Oder anders gesagt: Ich stürmte wie ein wild gewordenes Huhn durch die Wohnung und raufe mir die Haare dabei. Ein nicht gerade entzückender Anblick.

Da! Da blitzt ein Schlüsselanhänger hervor: Er muss mir in die Schuhe gefallen sein, als ich die Jacke vom Bügel in der Garderobe nehmen wollte… Ich seufze laut auf und hebe den Schlüssel triumphal in die Höhe. Dann hole ich mein Auto aus der Garage und brause davon. Das heisst, bis an die nächste Ecke, denn da ruckelt gemütlich ein Traktor vor mir her und der Anhänger mit den Strohballen schwingt fröhlich von einer Strassenseite zur Anderen. In meinem Bauch rumort es und das Gefühl von Nervosität schleicht sich bis hinauf in meinen Hals. Geduld, Geduld, Geduld. Flüstere ich mir selbst zu, während ich mit den Fingern auf dem Steuerrat trommle. Am Kreisel atme ich auf, denn der Traktor biegt tatsächlich ab. Mein Fuss drückt motiviert das Gaspedal – bis zur Bahnschranke wo sich die Bahn mit hämischem Grinsen an mir vorbei schlängelt…

An meinem Ziel angekommen, stürme ich die Treppen hinauf, schmeisse mich in mein Trainings-Outfit und werfe mich mit letzter Kraft auf die Yoga-Matte. Die Uhr schlägt Punkt und es geht los! Finde deine innere Ruhe, meint die Lehrerin. Ja gern, wispert mein laut pochendes Herz und ich schliesse ergeben meine Augen.

Gibt es nicht oft so tage, wo wir vor lauter Stress keine Ruhe finden? Dass Termine unseren Tag diktieren und wir kaum Luft zum Durchatmen finden? Wir schaffen es vielleicht, eine Ruhe-Insel für uns zu kreieren, wie es bei mir das Yoga ist, doch vor und danach hetzen wir uns durch den Tag.

Als ich dann so auf meiner Yoga-Matte sass, musste ich über mich selbst schmunzeln. Kann es das sein? Nein. Nun ist es an der Zeit, mein Zeitmanagement gründlich zu überdenken. Danke, meine liebe Yoga-Insel, du öffnest mir Augen und Herz.

Wo findest du deine Ruhe-Momente? Was macht dich glücklich und lässt dich durchatmen? Wann kannst du dir deine nächste Insel schaffen?

Ich freue mich auf deine Ideen, in aller Ruhe, deine Christine

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