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Kolumne Nr. 15 - Vom Älter werden

Gerade erst habe ich meinen vierzigsten Geburtstag gefeiert. Es war wundervoll und ich habe den Tag richtig genossen. Die Krise, die mir alle vorausgesagt hatten, blieb an diesem Tag aus und ich war darüber nicht unglücklich. Heroisch wehrte ich alle Sätze wie «Na, wie fühlt sich das Alter an?», «Merkst du den Unterschied zu Gestern?» und «Ach, jetzt kommen dann auch bei dir die grauen Haare, du wirst schon sehen.» mit einem netten, aber unverbindlichen Lächeln ab. Aha, so ist das also, dachte ich und wartete auf das Plopp der grauen Haare, die mir jetzt unweigerlich zum Kopf hinausschiessen mussten. Auch wartete ich auf das erdrückende Gefühl der Schwerkraft, die jetzt, gemäss meinem Umfeld, um mindestens das Doppelte zunehmen würde.

Ein wenig erstaunt war ich schon, wie man sich mit Vierzig nun zu fühlen und zu benehmen hatte.

Am Tag nach meinem Geburtstag fragte ich mich, ob sich denn die Midlifecrisis, welche mir prophezeit wurde, nun schon eingestellt hat. Ich war ziemlich unsicher: Die Midlifecrisis, wird gesagt, meldet sich in der Lebensmitte an. Was war aber, wenn ich gar nicht mein achtzigstes Lebensjahr erreichen würde? Dann hat sich die Krise vielleicht schon vor ein paar Jahren angemeldet und ich bin eigentlich schon voll drin. Oder wenn ich gar älter als Achtzig werde, dann muss ich ja noch ein, zwei Jahre auf die Krise warten. Lohnt sich das oder gibt es vielleicht auch einen Weg, die Krise zu überlisten und ohne älter zu werden? Ja, solche Fragen stellen sich mit Vierzig wohl einfach ein.


Ist es in Ordnung, wenn ich das Älterwerden mit Humor betrachte? Passt das überhaupt in unsere Gesellschaft? Ist das Altern doch so ernst, wie alle um mich herum sagen? Ja, hier kommt bestimmt das Thema Gesundheit ins Spiel: Alles geht leichter, wenn man gesund, kräftig und geistig fit ist. Und wer nicht davon betroffen ist, hat leicht reden. Was mich aber persönlich beschäftig ist, warum wir schon im Voraus davon überzeugt werden, dass wir im Alter Krankheit und Schmerz erfahren. Dies mag für viele Menschen auch gelten, doch kenne ich auch viele ältere Personen, welche fitter, lebenslustiger und humorvoller sind als Viele in meinem Alter. Ich ging schon vor meinem vierzigsten Geburtstag gerne an die Ü40-Tanzparties. Warum? Weil ich dort mit Menschen tanzte, die oft mehr Leichtigkeit und Spass versprühten, weniger gehemmt beim Tanzen waren, als viele meiner jüngeren Freund:innen. Woher kommt das? Ist es reine Veranlagung oder einfach Glück? Warum ticken wir so unterschiedlich?


Es gibt Studien, dass unser Denken eine grosse Auswirkung auf unsere körperliche und geistige Gesundheit hat. Das erscheint mir logisch: Wenn ich schon jetzt denke, dass ich bald krank sein werde, dann werde ich wohl gezwungenermassen auch weniger Freude im Jetzt erleben. Die Gesellschaft unterstützt uns fleissig dabei und suggeriert uns, dass nur Jugendlichkeit und perfekte Körper ein Anrecht auf Akzeptanz haben.

Doch wir können hier gemeinsam etwas bewirken: Zelebriert und respektiert die älteren Menschen in eurem Umfeld. Feiert mit ihnen das Leben, auch wenn es nur in kleinen Gesten ist. Gebt jeder Frau, jedem Mann, das Gefühl, dass er jetzt gerade in seinem aktuellen Lebensalter, so viel zu erfahren und zu verschenken hat. Geburtstage darf man feiern, auch die Eigenen. Wir alle haben es verdient, mit positiven und liebevollen Wünschen beschenkt zu werden. Denken wir das nächste Mal daran, wenn ein lieber Mensch ein Jahr älter wird und sagen von Herzen: Happy Birthday, alles Liebe, du bist einfach wundervoll!

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