Die Weihnachtstage stehen vor der Tür: Mit ihnen die vielen feinen und unwiderstehlichen Leckereien. Die einen bereiten sich schon im Spätsommer darauf vor, andere nehmen im Januar einen beherzten Anlauf: Dann ist Diät- oder Fastenzeit, entschlacken ist angesagt. Dafür sind wir bereit, so vieles in Kauf zu nehmen: Gemüse statt Kohlenhydrate, FDH* und kein Schöggeli zum Kafi. Disziplin und Strenge mit uns selbst ist gefragt und das ziehen wir (meist) auch konsequent durch.
Dieses Jahr befassen wir uns noch mit einer ganz anderen Art der Diät und das Spezielle daran ist, dass so ziemlich alle mit machen: Wir sind alle auf Kontakt-Entzug. Gerade in der Adventszeit wird sonst unser Leben von einer Flut an Events, Treffen und Vorhaben dominiert: Chorauftritt, Theatervorstellung, Jahreskonzert, Vereins-Event, Team-Essen, Schulbasar, Weihnachtsmärkte (kaum zu zählen) und Samichläuse an jeder Ecke. Dazwischen Güetzli backen, Grittibänze formen, Adventskalender basteln, Baum schmücken, Punsch brühen, Geschenke kaufen, Kränze flechten, Weihnachtsbraten schmoren, Haus dekorieren, Rentier in den Garten stellen, Samichlaus ans Fenster hängen, Coiffeur besuchen und Festtagskleider auswählen. Damit auch all diese Veranstaltungen realisiert werden können, startet man am besten damit schon im November.
Statt Ruhe und Besinnlichkeit zu geniessen, verfallen wir den unzähligen Möglichkeiten und verlieren uns in unseren Verpflichtungen. Gestresste Menschen, wohin man sieht und die Freude auf die Festtage ist spätestens beim dritten Anlass nur noch halb so gross. Dann schwört man sich, dass im nächsten Jahr weniger mehr ist und man sich doch lieber über Weihnachten auf eine einsame Insel verziehen wird.
Ja, nun fällt dieses Jahr so einiges weg und gar die Festtage werden ganz anders ausfallen als gewohnt. Kein Rummel in der Stadt, keine Geschenke-Jagd und kein Glühwein-Gelage. Kein betrunkener Team-Kollege, keine kalten Füsse am Weihnachtsmarkt und keine Familiendramen am Festtagstisch. Und doch: Ganz zufrieden sind wir damit nun doch auch wieder nicht. Wehmut kommt auf, ein wenig Unmut oder gar Unlust auf die Feiertage. Das Weniger-ist-mehr-Konzept finden wir nun doch gar nicht mehr so anziehend und so richtig zur Besinnung möchten wir wohl doch nicht kommen. Das Verzichten auf gewisse Dinge fällt uns, im Vergleich zu einer normalen Diät, nun doch schwerer als gedacht. Tja, da fragt sich der liebe Weihnachtsmann in seiner Werkstatt möglicherweise doch: Wie kann man es den lieben Menschen wohl recht machen?
In dem Sinne wünsche ich allen eine besinnliche und geruhsame Adventszeit: Wir haben uns die Ruhe nach all den Jahren des Trubels verdient.
Von Herzen alles Liebe, eure Christine
*Exgüse für den Ausdruck: Friss Die Hälfte 😉
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